2022-02-12 DNN Rezension Stefan Lenke - 5 Dinge

Rezension ° Stefan Lenke ° 5 Dinge die ich von dir weiß

Wir freuen uns über die jüngst erschienene Rezension in der DNN zur aktuellen Ausstellung „5 Dinge dich ich von ihr weiß“ von Stefan Lenke

Allein der Titel der Ausstellung lässt deutlich die Nähe zu Jean-Luc Godards 1967 entstandenen Film „Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß“ erkennen. Wenn man von einer Frau sagt: „Ich weiß zwei oder drei Dinge über sie“, bedeutet das nicht, dass man nur wenig über sie weiß, sondern vielmehr, dass man über sie Bescheid weiß. Anspielungsreich überschreibt Stefan Lenke seine Malerei, Graphik und Fotografie mit dem leicht geänderten Motto „Fünf Dinge, die ich von ihr weiß“.

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Urbane Räume, architektonische und alltägliche Fragmente unserer Dingwelt werden auch für Stefan Lenke zur Quelle seiner malerischen Bildfindung. Fotografische Notate in minimalistischer Manier festgehalten, sind Studien seiner Wahrnehmung und Erinnerung, die sogleich vom Phänomen des Flüchtigen, des Transitorischen und Ephemeren getragen werden. Lenke experimentiert mit graphischen Formulierungen, Strukturen, Licht-Schatten-Konstellationen und Farbrelationen, die eingefroren vom fotografischen Blick in seinen malerischen Prozess diffundieren. Stefan Lenkes Dramaturgie des Bildraums ist weit entfernt von einer alltagsweltlichen „Gefäßfiktion“ oder der des euklidischen Raumes. Die Divergenz eines abstrakten Raumbegriffs und konkreter Ortsbestimmung der Dinge findet im malerischen Werk des Künstlers ihre Auflösung. Aus seiner fortlaufenden Reihe „Samples“ zeigt Lenke fünf großformatige Malereien auf Papier, gewissermaßen fingierte und collagierte Raumkonstellationen, die als pars pro toto gelesen werden können.

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Auch in seinen Monotypien begegnet uns die Kombination divergierender, ja fraktalisierter Raumschöpfungen aus Druckgrafik, Zeichnung und Malerei. Über feingliedrigen gezeichneten Gitternetzen druckt Lenke seine dichten und doch weich modellierten Tiefenräume. Helle mikroskopisch feine Lichter durchweben die graublauen dichten Malschichten, wie Licht reflektierende Himmelskörper. Doch auch hier durchbricht der Künstler den Farbfeldraum seiner Komposition, indem er Monotypie und Aquarell miteinander verschränkt. Subtile Bleistift- und Pigmentstiftlineamente überlagern die transluzenten Pinselfakturen aus kalten Grau- und Grüntönen. Die verwendeten Pigmente sind übrigens Rückstände, Reste seiner Acrylmalerei, die nun mit dem nassen Pinsel lavierend aufgetragen, kaum körperhafte, reizvolle Farbbahnen ergeben.

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Als einstiger Meisterschüler von Ingo Meller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig ist Stefan Lenke indirekt geprägt durch seinen Lehrer, dessen Oeuvre, die Malerei bewusst auf ihre konstituierenden Details, wie Farbe, Pigment und Bildträger zurückführt und somit die materielle Realität des Werkes hervorhebt. Stefan Lenke, 1976 in Jena geboren, lebt und arbeitet in Dresden. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und auf Messen präsentiert. So u.a. in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, den Kunstsammlungen Gera, in der Leipziger Baumwollspinnerei und auf der Volta Art Fair in New York.

— Katharina Arlt

Videodokumentation zur Ausstellung ° 5 Dinge die ich von ihr weiß

Wir freuen uns, die Videodokumentation zur aktuellen Ausstellung „5 Dinge die ich von ihr weiß“ des Künstlers Stefan Lenke zu veröffentlichen. In einer Einführung durch Katharina Arlt stellen wir den Künstler, seine Arbeitsweise und ausgewählte Arbeiten der Ausstellung vor.

Das Video wurde in Kooperation mit den Blogs „Akustisches Plankton“ und „Kunst, und das jetzt!“ produziert – ein ganz herzlicher Dank gilt Theresa Arlt.

Stefan Lenke - Sample

Vernissage ° Stefan Lenke ° 5 Dinge die ich von ihr weiß

Vernissage am 2. Oktober 2021 ab 14 Uhr
Ausstellungsdauer bis 22. Februar 2022

In den Medien der Malerei und Druckgrafik verfolgt Stefan Lenke komplexe Farb- und Strukturvorstellungen. Geradezu palimpsestartig entwickelt er seine vielschichtigen Kompositionen. Bereits Gemaltes wird überarbeitet oder partiell abgetragen. Die so entstandenen Diskontinuitäten und Brüche suggerieren Raumerfahrungen. Zugleich diffundieren Attribute der minimalistischen Fotografie des Künstlers in dessen malerisches Werk, das wiederum fotografische Bildfindungen motiviert.

Abb. Sample (84,1 x 59,7cm, Acryl, Lack, Pigmentstift auf Papier, 2020)

DNN Rezension - Pietro Sabatelli - Interstice

Rezension ° Interstice

Wir freuen uns über die jüngst erschienene Rezension in der DNN zur aktuellen Ausstellung „Interstice“ von Pietro Sabatelli

Kursorisch betrachtet gemahnen die stereometrischen, fast technoid erscheinenden Installationen und Wandobjekte des Belgiers Pietro Sabatelli an Kunstwerke minimalistischer Prägung. Doch bei eingehender Inaugenscheinnahme und geringer Betrachterdistanz wird offenbar, dass ihnen der künstlerische Schaffensprozess auf subtile Weise eingeschrieben ist. Denn im Gegensatz zu minimalistischer Kunst, die häufig ihr industrielles Gemachtsein demonstrativ vorführt, erlauben Sabatellis Arbeiten trotz aller formaler Reduktion immer auch ein einfühlendes Suchen des Betrachters nach einem möglichen Imaginationsraum.

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2019 beginnt Sabatelli mit der Entwicklung modularer Systeme aus durchgefärbtem Gips. Zunächst entstehen U-förmige Module, die er in Tunnelsystemen und Reihungen zu ebener Erde oder auf der Wand installiert. Grundlage der künstlerischen Praxis jener modularen Gestaltung, wie auch des bereits beschriebenen Objekts in Winkelform, ist ein von Sabatelli zuvor genau bestimmtes Verhältnis von Gipspulver und grauem Pigment. Letzteres wird im Milligrammbereich gewogen, um den jeweils gewünschten Sättigungsgrad des Farbtons zu erhalten. Die mit Wasser angeteigte Gips-, Pigmentmenge füllt der Künstler nun phasenweise in eine zuvor konstruierte Negativform aus mitteldichter Holzfaserplatte. Mitunter befüllt er die Form bewusst nah entlang der Innenwandung, so dass sich im späteren ausgehärteten Zustand Spuren des Eingießens an der Oberfläche des jeweiligen Moduls ablesen lassen. Da das Einfüllen der Masse in die Gussform nicht in einem Zug, sondern mengenbedingt in mehreren Etappen erfolgt, erhärtet der rasch abbindende Gips nebst Pigment ebenfalls phasenweise unterschiedlich. Die jeweiligen Trocknungsabschnitte zeichnen sich entsprechend in der Außenhaut des finalen Gipsobjektes als feine horizontale Phasenlinien ab. Auf diese Weise erhält die Arbeit eine selbstreferentielle Dimension, Arbeitszeit und Schaffensprozess des Künstlers bilden sich unmittelbar im Kunstwerk ab.

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Pietro Sabatelli, Belgier mit italienischen Wurzeln, lebt und arbeitet seit nunmehr acht Jahren in Dresden. Nach seinem Abschluss als Meisterschüler bei Prof. Wolfram Scheffler an der Dresdner Hochschule für Bildende Künste begann er 2020 an der Dresdner Kunsthochschule ein Aufbaustudium der Kunsttherapie. Er ist Mitglied der Ateliergemeinschaft Mikky Burg und seit 2017 Stipendiat des Cusanuswerkes. Seine Arbeiten waren Teil zahlreicher Ausstellungen im In- und Ausland, ausgewählte Objekte befinden sich in wichtigen öffentlichen und privaten Sammlungen. So erwarb 2021 die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen zwei wesentliche Werkgruppen des Künstlers, die derzeit in der Ausstellung Win/Win im Zentrum für zeitgenössische Kunst auf dem Gelände der Alten Baumwollspinnerei in Leipzig zu sehen sind.

— Katharina Arlt

Videodokumentation zur Ausstellung ° Interstice

Wir freuen uns, die Videodokumentation zur aktuellen Ausstellung „Interstice“ des Künstlers Pietro Sabatelli zu veröffentlichen. In einer Einführung durch Katharina Arlt stellen wir den Künstler, seine Arbeitsweise und ausgewählte Arbeiten der Ausstellung vor.

Das Video wurde in Kooperation mit den Blogs „Akustisches Plankton“ und „Kunst, und das jetzt!“ produziert – ein ganz herzlicher Dank gilt Theresa Arlt.