Wir freuen uns über die jüngst erschienene Rezension in der DNN zur aktuellen Ausstellung „5 Dinge dich ich von ihr weiß“ von Stefan Lenke
Allein der Titel der Ausstellung lässt deutlich die Nähe zu Jean-Luc Godards 1967 entstandenen Film „Zwei oder drei Dinge, die ich von ihr weiß“ erkennen. Wenn man von einer Frau sagt: „Ich weiß zwei oder drei Dinge über sie“, bedeutet das nicht, dass man nur wenig über sie weiß, sondern vielmehr, dass man über sie Bescheid weiß. Anspielungsreich überschreibt Stefan Lenke seine Malerei, Graphik und Fotografie mit dem leicht geänderten Motto „Fünf Dinge, die ich von ihr weiß“.
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Urbane Räume, architektonische und alltägliche Fragmente unserer Dingwelt werden auch für Stefan Lenke zur Quelle seiner malerischen Bildfindung. Fotografische Notate in minimalistischer Manier festgehalten, sind Studien seiner Wahrnehmung und Erinnerung, die sogleich vom Phänomen des Flüchtigen, des Transitorischen und Ephemeren getragen werden. Lenke experimentiert mit graphischen Formulierungen, Strukturen, Licht-Schatten-Konstellationen und Farbrelationen, die eingefroren vom fotografischen Blick in seinen malerischen Prozess diffundieren. Stefan Lenkes Dramaturgie des Bildraums ist weit entfernt von einer alltagsweltlichen „Gefäßfiktion“ oder der des euklidischen Raumes. Die Divergenz eines abstrakten Raumbegriffs und konkreter Ortsbestimmung der Dinge findet im malerischen Werk des Künstlers ihre Auflösung. Aus seiner fortlaufenden Reihe „Samples“ zeigt Lenke fünf großformatige Malereien auf Papier, gewissermaßen fingierte und collagierte Raumkonstellationen, die als pars pro toto gelesen werden können.
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Auch in seinen Monotypien begegnet uns die Kombination divergierender, ja fraktalisierter Raumschöpfungen aus Druckgrafik, Zeichnung und Malerei. Über feingliedrigen gezeichneten Gitternetzen druckt Lenke seine dichten und doch weich modellierten Tiefenräume. Helle mikroskopisch feine Lichter durchweben die graublauen dichten Malschichten, wie Licht reflektierende Himmelskörper. Doch auch hier durchbricht der Künstler den Farbfeldraum seiner Komposition, indem er Monotypie und Aquarell miteinander verschränkt. Subtile Bleistift- und Pigmentstiftlineamente überlagern die transluzenten Pinselfakturen aus kalten Grau- und Grüntönen. Die verwendeten Pigmente sind übrigens Rückstände, Reste seiner Acrylmalerei, die nun mit dem nassen Pinsel lavierend aufgetragen, kaum körperhafte, reizvolle Farbbahnen ergeben.
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Als einstiger Meisterschüler von Ingo Meller an der Hochschule für Grafik und Buchkunst in Leipzig ist Stefan Lenke indirekt geprägt durch seinen Lehrer, dessen Oeuvre, die Malerei bewusst auf ihre konstituierenden Details, wie Farbe, Pigment und Bildträger zurückführt und somit die materielle Realität des Werkes hervorhebt. Stefan Lenke, 1976 in Jena geboren, lebt und arbeitet in Dresden. Seine Arbeiten wurden in zahlreichen Ausstellungen und auf Messen präsentiert. So u.a. in den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, den Kunstsammlungen Gera, in der Leipziger Baumwollspinnerei und auf der Volta Art Fair in New York.
— Katharina Arlt